Trampen

Trampen - Der Reiz des Unvorhersehbaren

Per Anhalter durch England und Wales

Per Anhalter über London nach Wales. Freiheitsgefühle beim Reisen.

Zusammen mit einem guten Freund, ging es auf Achse. Eine dreiwöchige Schüler-Expedition durch England und Wales. Eine durch und durch vieleseitige und ereignisreiche Tour war das. Aber warum haben wir uns dazu entschieden, zu Trampen?

Das Reisen per Anhalter ist sicherlich kein neuer Trend, aber es funktioniert noch immer ganz gut, auch in England. Zugegeben, es war ein Sprung ins kalte Wasser, denn wir wussten nicht, ob die Briten die großen Freunde der hitch-hiker sind. Ein Hintergedanke war, dass es auch zur Aufbesserung unserer Englischkenntnisse ideal beitragen könnte. Ohne direkte Kontaktaufnahme zu Einheimischen ist es schwer voranzukommen und wenn man dann im Auto sitzt, vielleicht ergeben sich ja von ganz allein interessante Gespräche. So haben wir uns das jedenfalls vor unserer Abreise schöngeredet.

Warum eigentlich Trampen?

Hier in Deutschland hatten wir bereits erste Erfahrungen damit gesammelt. Und Trampen macht einfach Spaß! Wir waren uns einig, es ist schlichtweg aufregender und abwechslungsreicher, als Bahnfahren. Ganz nebenbei spart man auch noch einen Haufen Geld. Ökologisch ist Trampen auch, denn die Autos fahren sowieso und haben viel zu oft noch vier Plätze frei. Deshalb also Trampen!

Small-Talk, unerwartete Begegnungen und Freundschaften

Während unserer Tour haben wir auf diesem Reiseweg viele nette und interessante Menschen kennengelernt. Vom türkischen Trucker, der kein Wort englisch konnte, über den (sehr!) flotten, fast fliegenden Holländer, bis hin zum typisch britischen Ehepaar war alles dabei. Patriotische Waliser, ein Londoner Pfarrer und nicht zuletzt der französische Manager auf Geschäftsfahrt. Ganz normale Autofahrer halt. Spannende Gespräche sind nicht die Ausnahme gewesen, die Fahrer sind neugierig, fragen wo wir herkommen und was wir vorhaben. Wirklich was völlig anderes als in der Bahn, wo man den Menschen, der einem gegenüber sitzt oft nichtmals anschaut. Unsere Erfahrung: Es sind eigentlich immer nette und hilfsbereite Menschen, die einen mitnehmen, die anderen halten gar nicht erst an (oder zeigen den Mittelfinger). Über jeden Streckenabschnitt könnte ich eine andere Geschichte erzählen, über beinahe jeden Fahrer eine kleine Biografie schreiben. So macht reisen richtig Freude und bietet jede Menge unverhoffte Abwechslung.

hitchhiking und Trampen - per Anhalter reisen wir nach London

Trampen am Flughafen?

An einem Beispiel möchte ich mal versuchen zu schildern, wie das Fahren per Autostopp konkret vor Ort aussehen kann. In London aufbrechend, rechneten wir uns gute Chancen aus, direkt im Airport London-Heathrow eine Mitfahrgelegenheit in Richtung Westen zu ergattern. Viel überregionaler Verkehr ist hier auf engstem Raum versammelt. Die Problematik, als Fußgänger auf´s Flughafengelände zu kommen, lasse ich an dieser Stelle mal bewusst aus dem Spiel. Einmal angekommen jedenfalls, schnell ein Schild bemalt und den Daumen raus gehalten. Und kurze Zeit später hält das erste Auto an. Au weia! - es ist die Flughafenordnung. Einige britische Paragraphen haben wohl was gegen Tramper. Irgendwas von „dangerous“ und „traffic“ erzählt er uns. Alles klar, wir versuchen es an einer anderen Stelle, bis uns die Polizei auch dort verjagt. Na gut, ein neuer Plan muss nun also her. Wir versuchen es direkt an der Parkhausschranke, alle Autos müssen hier anhalten und das Fenster runterlassen um ihren Parkschein einzustecken – genialer Platz, so denken wir. Wir können die Leute im Minutentakt direkt ansprechen und müssen nicht ständig hin und her rennen. Die meisten PKWs sind schon überfüllt oder fahren nach London City, aber wünschen uns trotzdem viel Glück. Bis der Parkhauswächter beschließt, wir könnten als Belästigung empfunden werden. An einem zweiten Parkhaus spielt sich nochmal das gleiche Schauspiel ab and we are fed up to the back teeth now! Der Flughafen bleibt uns in schlechter Erinnerung und wir fahren mit der Londoner U-Bahn in Richtung Stadtmitte, um dann zu einem Autobahnrasthof zu marschieren, den wir glücklicherweise auf einer Karte entdeckt hatten. Wir sprechen viele Leute an, darunter auch ein höchst skeptisches, britisches Ehepärchen. Der Ehemann wollte erstmal wissen, welche Nationalität wir haben, die Frau hat sich gar nicht erst umgedreht. Doch im Auto sind die beiden dann allmählich aufgetaut, sie waren sehr interessiert an unserem Projekt und wünschten sich, dass es in England an den Schulen auch möglich sei, solche Expeditionen zu unternehmen. Man konnte spüren, dass es auch für die beiden eine große Abwechslung und Bereicherung war, uns mitgenommen zu haben.

trampen und hitchhiking ist eine spannende reisemöglichkeit. Hier haben wir einen LKW gefunden, der Truck steht gerade im Stau

Ist Trampen schnorren?

Und das halte ich noch für einen ganz wichtigen Punkt, den ich deshalb an dieser Stelle unbedingt ansprechen will. Weitläufig werden Tramper als reine Schnorrer abgestempelt. Es bedeutet für mich aber ebenso Geben, wie Nehmen. Vielen Autofahrern, oder gerade Fernverkehrs-Truckern, die über Stunden und Tage gelangweilt auf eintönigen Autobahnen unterwegs sind, kann man mit netter Gesellschaft einen großen Gefallen tun. Wer sich als Anhalter bemüht, nette Gespräche mit den Fahrern zu führen, erreicht weit mehr, als nur gratis von A nach B zu kommen.

Das wahre Reisefeeling

Beim Trampen habe ich das Gefühl nicht einfach nur eine Distanz zurückzulegen und von einem Ort zum anderen versetzt zu werden. Nein, es fühlt sich viel mehr an, wie wirkliches Reisen. Der Weg ist keine zeitraubende Hürde, nein der Weg ist vielmehr das Ziel. Hier hat der Volksmund wirklich recht, das passt ganz wunderbar zum Trampen. Man kriegt mehr mit vom Land, durch das man sich bewegt, nicht nur weil der Fahrer häufig stolz über die Region erzählt. Ich sitze dann oft mit einer ganz anderen Einstellung im Auto, bin sehr froh einen „Lift“ bekommen zu haben, erst recht wenn ich sonst noch immer im kalten Regen stehen müsste. Und dann stört mich weder die rote Ampel noch der Sonntagsfahrer vor mir, nicht mal ein kilometerlanger Stau.

Was muss man beim Trampen beachten?

Trampen funktioniert natürlich nur, wenn man keinem Zeitdruck ausgesetzt ist, denn es kann einem durchaus mal passieren, dass man zwei Stunden warten muss, bis der erste Fahrer anhält. Wenn sich Ewigkeiten keiner für uns zu interessieren scheint und der schlechtgelaunte „Ich-Muss-Zur-Arbeit-Fahren-Blick“ schon fast ansteckend wirkt, in solchen Notfällen kam unser Trick X zum Einsatz. Ein Schild hatten wir nämlich mit der Aufschrift „Mexico“ - neben einigen völlig irritierten Blicken konnten wir so zumindest ein gefälliges Schmunzeln in viele der vorbeifahrenden Gesichter zaubern. Nach Mexiko mitgenommen hat uns leider keiner.

So weit muss es aber gar nicht erst kommen, lange Wartezeiten hatten wir weniger, als erwartet. So zum Beispiel auf unserer Rückfahrt. Wie der Zufall es will, entdecken wir nahe der Grenze von Wales an einem Autobahnrasthof tatsächlich zwei französische Autos. Wir warten, bis die Fahrer zurückehren, und, völlig reibungslos sind wir nur wenige Stunden später wieder auf dem europäischen Festland. Schneller als mit Bahn oder Flugzeug, und vor allem kostenlos und so gut wie emissionsfrei.

Trampen - ein reales Strategiespiel?

Was mich am Trampen zudem sehr reizt, es ist ein bisschen wie ein reales Strategiespiel. Jeder Schachzug sollte hier gut überlegt sein, ein wachsamer Blick auf die Karte beispielsweise kann sehr viel Ärger ersparen. Denn es ist allzu entscheidend, wo man sich absetzen lässt, nicht überall wird man genauso gut auch wieder mitgenommen. Das bedeutet dann nicht zwingend Game Over“, aber oft, lange zu warten, oder größere Strecken zu Fuß zurücklegen zu müssen.

Es ist wirklich spielentscheidend, an einer geeigneten Stelle den Daumen raus zu halten. Wichtig ist vor allem, dass die Fahrer die Möglichkeit haben, anzuhalten, ohne sich und andere zu gefährden. Gerade an Autobahnauffahrten ist dies nicht immer der Fall. Wir haben uns deshalb an Kreisverkehren oder Ampeln gestellt, wo die Leute sowieso langsamer fahren bzw. anhalten. Entlang der Autobahn sind aber Rasthöfe mit Sicherheit die besten Stationen, um einen Lift zu bekommen. Hier kann man die Leute direkt ansprechen und sie müssen nicht extra anhalten.

Ganz besonders fasziniert mich, dass man mit verschiedensten Leuten in Kontakt tritt, an die man sonst selten herankommt oder mit denen man im normalen Leben sogar von vorneherein auf Kriegsfuß steht - vom Vorstandsvorsitzenden in der E-Klasse, über unser britisches Ehepärchen bis hin zum niederländischen Jungspund in seiner Prollschüssel. So bauen sich Vorurteile von alleine ab, denn die intime Atmosphäre im Auto sorgt meistens für freundschaftliche Gespräche. In einer sozial isolierten und erkältenden Welt erlebt man dann auch mal ein kleines Wunder. Wenn zum Beispiel ein wildfremder etliche Meilen dranhängt, um einen nicht nachts im Regen an die Autobahn zu setzen, oder man nach einer unterhaltsamen Autofahrt noch zu Kaffe und Kuchen in der gemütlichen Stube daheim eingeladen wird. Das tut gut und macht Mut, an das Gute im Menschen zu glauben.


Bist Du schonmal getrampt? - sonst nichts wie los, es gibt viel zu erleben!

  • sehr abwechslungsreich (im Vergleich zum Bahnfahren)
  • Du lernst nette und lustige Menschen kennen, die intime Atmosphäre im Auto sorgt oft für offene und spannende Gespräche!
  • Du sparst viel geld (ich finde trampen ist kein reines schnorren, Auto- und LKW-Fahrer freuen sich oft auch über Abwechslung bei endlosen Stunden langweiliger Autobahnfahrt)
  • ökologisch. Die Autos fahren sowieso und haben viel zu oft noch 4 Plätze frei
  • Gefahren/Risiken werden oft überbewertet! Wenn du z.B. am Rasthof nach einer Mitfahrgelegenheit fragst, kannst du dir selber überlegen, wen du besser nicht ansprichst. Aber trotzdem immer auf der Hut sein, es gibt viele merkwürdige Leute. Am besten immer zu zweit trampen.

 

Wertvolle Tipps und weiterführende Informationen zu diesem vielseitigen Hobby:

  • hitchwiki.org - Empfehlenswerter Ratgeber zum Reisen per Anhalter (offenes, gemeinschaftliches Projekt).
  • anhalterfreunde.de - Plattform rund ums Trampen
  • abgefahren-ev.de - Alles zum Thema. Schon gewusst? Von begeisterten Sporttrampern werden auch Tramprennen organisiert.

 

Alle Berichte von unserer Expedition durch Großbritannien

 

Jan Temmel

Jan Temmel

Mediengestalter, Fotoartist & Blogger

Aufgewachsen in einem System, in dem Wir Menschen mit schockierender Rücksichtslosigkeit die Ausbeutung von Mutter Erde forcieren.
Aufgewacht in einer Welt, die ist, zu was Wir sie machen. Deshalb suche ich neue Wege! Und deshalb schreibe ich diesen Blog!

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566 Kommentare

  • Kommentar-Link Williamelosy Montag, 02 April 2018 03:55 gepostet von Williamelosy

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